Heute ist Tag 33 meiner kleinen Brasilien-Rundreise und ich bin mittlerweile fast wieder am Ausgangspunkt angekommen, auf einer Insel 3 Stunden südlich von Rio. Hier ist es: WUNDERSCHÖN. Die Ilha Grande hat mich echt positiv überrascht, so viel vorab.
Sechs Stationen in fünf WochenLetzte Station: Ilha Grande (Brasiliens größte und grünste Insel)
Ich bin durch drei Zeitzonen und drei Klimazonen gereist, entsprechend unterschiedlich waren auch alle Gegenden.
Vom Amazonas bin ich mit drei Teilstreckenflügen dann am 22.08.22 an der Bahia (Nordostküste) in Salvador angekommen. Man hält sich hier in der kleinen Altstadt auf – die Stadt selbst ist aber eine weitere Millionenstadt! Das hatte ich gar nicht auf dem Schirm, dass Brasilien so viele Millionenmetropolen hat…
Koloniale Altstadt von Salvador
Jedenfalls ist es in und um Salvador laut und bunt. Und sehr afrikanisch geprägt. Auch das hatte ich nicht auf dem Schirm: dass die Portugiesen ebenfalls schön beim Sklavenhandel mitgemischt haben. Was ich krass fand, waren die Namen der Bars und Cafés. Da findet man „Negro’s Bar“ oder das Café „Roma Negra“. Dazu posieren viele als „Big Mama“ verkleidete Damen für ein Foto mit dir. Krass. Maximale Klischee-Bedienung, oder?
Im Café „Roma Negra“ ein Päuschen machen…
Und die Trommelgruppen sind ebenfalls fester Bestandteil des Alltags. Man wacht morgens dazu auf und schläft abends dazu ein.
Kleine Trommler-Truppe in Pelourinho (Altstadtkern von Salvador)
Ebenfalls gelernt habe ich, dass Michael Jackson’s Video zu „They don’t care about us“ hier gedreht wurde. Und dass es um seine Wurzeln und die bis dato anhaltende Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung geht.
Big Mama (ganz links) unter Michael-Jackson-Balkon
…produced in Salvador
Der Kunstmarkt floriert hier ebenfalls, was allerdings Original und Fälschung ist, konnte ich nicht herausfinden 😉.
Afrobrasilianische Motive(klischeehaft?)
Ich fand’s gut, das mal zu sehen, würde aber sagen, zwei Tage Salvador reichen völlig. Mir war dann nach Inselleben, Ruhe und Strand. Aber eigentlich hätte ich mir denken können, dass es die Kombi „Ruhe UND Strand“ hier nicht gibt 😉.
Tapfer bin ich also mit Boot, Bus und Boot auf die „Morro de Sao Paulo“. Hatte da auch eine echt wunderschöne Unterkunft mitten im Grünen, und über die war ich auch sehr froh, denn am Strand war Halligalli und Bamboule!!! Zwischendurch hab ich mich gefragt, ob das hier das brasilianische Pendant zum Ballermann ist. Zwar gab es auch einsame Strände, aber zu denen musste man 2-3 km laufen oder ein Boot nehmen. Und an der Westküste gab es auch einsame Strände, aber die konnte man nur bei Ebbe erreichen und so war das alles nicht das, was ich mir so erhofft hatte.
Meine Pousada „Aquarela“ auf Morro de Sao PauloRuhe auf meinem wirklich hübschen BalkonBester Frühstücksplatz der Reise
So hat es in den 5 Tagen, in denen ich auf Morro war, die Unterkunft rausgerissen und weniger die Insel selbst. Was auch erschwerend hinzu kam, war, dass ich wirklich kaum Menschen getroffen habe, die Englisch gesprochen hätten. Das führte dann nach einigen Tagen doch zu etwas Heimweh und Einsamkeit.
Rückseite des Praia Segunda auf Morro.
Ich bin dann einfach mal bisschen wandern gegangen. Fand Trost in den kleinen und kleinsten Weggefährten.
Wenn du Heimweh hast, freunde dich mit den Blattschneiderameisen an.
… und wie das dann so ist, wenn man ein bisschen betrübt ist, kommt irgendwo ein Lichtlein her. Gleich zweifach. Auf einer Aussichtsplattform für den Sonnenuntergang tummeln sich viele Menschen, darunter auch eine nette Brasilianerin, die Englisch kann. Wir quatschen, bis die Sonne untergeht, u.a. auch über ihre Tochter, die bald nach Stuttgart kommt!
Sunset gatheringAbends im argentinischen Restaurant
Insgesamt gehört die Ilha Grande damit klar zu den Highlights meiner Reise, man findet in der Welt nicht allzu viele Orte, an denen sich Strandurlaub mit Wanderurlaub kombinieren lässt. Korsika fällt mir da spontan ein.
Fazit: Brasilien ist so riesig, dass man definitiv mehr als 5 Wochen braucht, um es zu erkunden. Die Wege sind weit, die vielen Inlandsflüge nerven ein wenig. Es gibt sehr schöne Unterkünfte, aber billig sind sie nicht. Es ist kein klassisches Backpacker-Land. Und was die Sprache angeht, so war es oftmals ein ziemliches Babylon, ein Durchwurschteln.
Und damit endet dieser Mini-Blog.
Im Sommer 2023 hätte ich dann wieder Zeit für die nächste Reise. Vielleicht mit dem Mofa nach Dubai. Oder zu den Berggorillas in den Kongo.
„Die Welt ist ein schönes Buch, aber sie nützt dem wenig, der nicht darin zu lesen weiß“, hat man mir mal ins Poesiealbum geschrieben. Von daher: weiterlesen. Und weiterreisen.
Danke für eure motivierenden Nachrichten an mich in Bezug auf diesen Blog – ich freue mich riesig, wenn ich ein wenig informieren und inspirieren konnte 😉.
Hey, ihr lieben virtuell Mitreisenden! Dieser Eintrag kommt ein wenig spät, denn die Ereignisse haben sich überschlagen. Neben vielen schönen Dingen mussten wir leider kurz vor Ende der Bootsfahrt erleben, wie der Amazonas ein Menschenleben verschluckt hat. Das zu verdauen hat einige Tage gedauert (und weswegen der Ton heute auch ein anderer ist, als sonst) … aber nun von vorne:
Innerhalb von 7 Tagen hat uns die Monteiro auf 1600 km von Manaus (Brasilien) nach Tabatinga bzw. Leticia (Kolumbien) geschippert. Eine Zwillings-Urwaldstadt. Alleine hätte ich so eine lange Fahrt eher nicht gemacht, aber zu dritt (mit Freunden aus D) schien es mir eine interessante Sache.
Die Monteiro ist kein Luxusdampfer, sondern ein regelmäßig verkehrendes Passagier- und Frachtschiff, das diesen eher weniger befahrenen Abschnitt des Amazonas bedient. Am Board trafen wir noch Ivan (franz.) und Cesar (bras./ital.) – und das hat die Reise doch gleich um ein Vielfaches lustiger gemacht. An Tag 1 ist dieses Foto entstanden, das im Hintergrund ein Naturphänomen zeigt: the meeting of the waters.
Los Gringos Locos antes da encontro das aguas (ich, Ivan, Chris, Ronny, Cesar, vorne Denise)
„Encontro das aguas“ ist die Stelle, an der der schöne, klare Rio Negro und der schlammige Rio Solimoes zunächst unvermischt nebeneinanderherfließen und später den eigentlichen Rio Amazonas bilden.
Voll beladen, mit 4 Kapitänen, 4-5 Servicekräften sowie ca. 300 Einheimischen und eben uns 5 Gringos ging es los auf die erste Etappe, die gleich mal 2 Tage dauerte, ohne Stopp.
Auf einem Boot reist der Großteil der Einheimischen im Lower Deck in Hängematten. Und Ivan und Cesar auch 😉 Die MonteiroMeine Kabine im Upper DeckSala de Estar (Aufenthaltsraum)Das wunderschöne BadezimmerKlospülung mit Flusswasser: ökologisch sinnvoll, sieht aber echt scheiße aus
Ich bin von diversen Low-Budget-Reisen allerdings noch Schlimmeres gewohnt, allen voran „Toiletten“ in Tibet, Indien und der Mongolei … deswegen komm ich klar. Und abgesehen davon hab ich ja eh keine Alternative 😉.
Wenden wir uns also den schönen Dingen zu, wie z.B. den traumhaften Sonnenuntergängen, die wir Abend für Abend bewundern durften.
No filter, I promise!!! Wie ein Leuchtfeuer in der Nacht …
Die Milchstraße sehen wir auch, denn es ist überraschend dunkel auf dem Fluss. Kaum was los. Und bei uns selbst brennen nachts nur ein paar Funzeln. Vielleicht zum Stromsparen? Jedenfalls gleiten wir Nacht für Nacht fast durch völlige Finsternis.
Das Boot macht erstmal ordentlich Strecke, bevor es dann nach 2 Tagen zum ersten Mal hält. Keiner kann immer genau sagen, wie lang der Entladungsvorgang geht, und so trauen wir uns erstmal nur in die nächste Flussdorfkneipe beim ersten Stopp und kehren schnell wieder aufs Boot zurück.
Unterdeck ist voll mit Lieferware, und die Kühltruhe (weiße Klappe) ist ebenfalls randvoll. Sie ist so groß, wie die Grundfläche des Boots.Sogar Autos werden verschifft. Denise, unsere Koordinatorin an Bord, zwischen Unmengen an Waren
Ihr könnt euch vorstellen, dass das lange dauert, bis entladen ist, was am jeweiligen Stopp entladen werden soll. Eine logistische Meisterleistung. Wenn mehr Zeit war, nahm uns Denise (hinten im Bild) mit auf kleine Exkursionen mit dem Beiboot.
Kleine Exkursion mit Denise und einem unserer KapitäneAn hübschen kleinen Dörfern vorbei
Wir treffen dabei auf verschiedene ‚Ribeirinhos‘. Flussbewohner. Und das gefällt uns sehr gut. Es zeigt den ganz normalen Alltag am Amazonas.
Erster Fischer, von dem wir etwas kaufenPiranha-Fischerin, von der wir auch etwas kaufenBesuch in einer SiedlungDie Familie lebt hier seit 60 Jahren.
Unsere Männer spielen Fußball mit dem Sohn der Familie, während ich mich für den Garten interessiere.
Cashewfrucht mit CashewnussAvocadobaumHübsch angelegtes Pimenta-Beet (weiß nicht genau, ob Pfeffer oder Chili)
Die Bewohner waren sehr freundlich, wenn auch vielleicht etwas überrascht über unseren Besuch. Ich glaube, Denise und der Kapitän haben das relativ spontan organisiert, weil wir den Wunsch geäußert haben, auch mal durch ein Dorf zu laufen.
Abschiedsfoto nach einem etwa 1-stündigen Besuch im Dörflein
Die Verständigung auf brasilianischem Portugiesisch hat dank Cesar, der sowohl Portugiesisch als auch Englisch spricht, gut geklappt. Ohne ihn wären wir verloren gewesen, denn auch Denise und der Kapitän konnten kein Englisch. Und das bisschen Spanisch, das wir alle konnten, kam auch recht schnell an seine Grenzen. Meistens kann man noch eine Frage stellen, aber schon die Antwort versteht man dann nicht mehr.
Cesars Interesse an Linguistik hatte noch mehr Vorteile für uns: Er hat einfach zusammen mit Denise auf dem Boot herumgefragt, ob Indigene an Bord sind. Und siehe da: Natürlich! Und so hat er die Indigenen in unserem Aufenthaltsraum zusammengetrommelt, wo jeder ein bisschen erzählt hat und auch Fragen stellen durfte. Das war sehr, sehr schön. Wir haben uns alle in unserer Muttersprache vorgestellt, das dann selbst ins Englische übersetzt und Cesar dann ins Portugiesische. Ein rechtes Babylon war das 🙂
Die älteste Indigene an Bord. Sie war 70 Jahre lang die Hebamme und die ‚Medica‘ in ihrem Stamm an der kolumbianischen Grenze.Kleiner Beitrag zur Völkerverständigung: junge und alte Indigene und wir
Man mag überrascht sein, wie modern die indigenen Jungs aussehen. Ich denke, auch da wird es innerhalb der Stämme geteilte Meinungen geben: Einige wollen traditionell weiterleben, andere wollen in die moderne Zivilisation. Es fiel oft der Begriff „semi-integriert“. Das trifft es wahrscheinlich ganz gut.
Jedenfalls muss man sich von der Vorstellung verabschieden, dass man direkt am Ufer noch „echte“ Wilde im Baströckchen rumhüpfen sieht. Dafür muss man sicher erstmal einen Tagesmarsch oder zwei tief in den Urwald.
So gingen die Tage vorbei, und ab und zu ist dann auch noch etwas Außerplanmäßiges passiert, wie z.B. dass Ivan, Cesar und Ronny zu lange in einer Flussdorfkneipe abgehangen sind und unser Boot einfach ohne sie abgelegt hat – kein Witz! Chris und ich konnten nichts tun (wir waren an Bord geblieben).
Knallhart – die Monteiro fährt einfach weiter, obwohl noch Passagiere fehlten!
Das Beiboot musste sie einsammeln. Oder dass ein anderer Kahn fast gekentert wäre, und wir mit unserer Wasserpumpe aushelfen mussten.
Oder wie wir mitten in der Nacht auf einen versunkenen Baumstamm aufgelaufen sind und mehrere Stunden daran festhingen. Es passierte doch so einiges.
Das schlimmste Ereignis aber trug sich wirklich kurz vor dem Ende der Fahrt zu, und es hat mich ziemlich erschüttert.
Der letzte Hafen (Tabatinga) war in der Ferne schon in Sicht, als ich an der Reling stehe und auf einmal Hilferufe aus dem Wasser höre. AJUDA!!! AJUDA!!! Ein Mann treibt im Amazonas. Er klammert sich an einen blauen Plastikkanister, treibt immer weiter. In einiger Entfernung sitzt ein weiterer Mann regungslos in einem winzigen Holzboot, er schaut dem anderen nach.
Mittlerweile haben alle die Hilferufe gehört und den Kapitän informiert. Wir wenden und suchen den Mann. Man muss dazu sagen, dass es nachts stockfinster ist auf dem Amazonas. Kaum Boote, keine Uferbeleuchtung. Nur unser Scheinwerferkegel und ein paar private Taschenlampen.
Nach einigen Minuten finden wir den Mann wieder. Er ruft immer noch und strampelt panisch mit den Beinen. Den Plastikkanister umklammert er immer noch. Vor meinem geistigen Auge zieht die Rettungsschwimmer-Fortbildung, die ich mit Kollegen erst kürzlich gemacht habe, vorbei. Das wäre jetzt genau die Situation: den Ertrinkenden anschwimmen und sich mit einem gekonnten Griff aus seiner mutmaßlichen Umklammerung befreien, um ihn dann in Rückenlage ans Ufer zu schleppen. Aber das hier? Bei so hohem Wellengang? Im größten Fluss der Erde, Piranhas on top? Ich fang an zu weinen. Irgendwie nimmt mich das ziemlich mit. Wie wird das ausgehen? Dann endlich wirft jemand einen Rettungsring. Nur leider nicht weit genug. Scheiße. Er treibt immer noch stromabwärts. Und wo ist eigentlich unser Beiboot? Das ist schon zum Hafen gefahren, weil wir ja so gut wie schon da waren. Ein großer Fehler, wie sich nun rausstellt.
Schließlich holen einige Männer eine Art Rettungsinsel aus Plastik vom Dach und lassen sie zu Wasser. Zwei Männer schwimmen mit der Rettungsinsel auf den Ertrinkenden zu. Es ist eine wilde und dramatische Szene, aber sie schaffen es und ziehen den Mann an Bord.
Rettungsaktion in der Finsternis
Puuuh… Echt krass. Der andere in seiner Nussschale kann auch gerettet werden. Kurzes Aufatmen. Doch dann sagt jemand einen Satz, den ich lieber nicht gehört hätte: „Sie waren zu dritt.“ Oh nein. Ich befinde mich in einem echten Drama. Das eben war nur das retardierende Moment. Wir fahren wieder los, stromabwärts. Suchen einige Minuten, dann wird klar, wir werden den Dritten mit unserem trägen großen Boot nicht einholen können. Der Amazonas hat ihn vermutlich längst verschluckt.
… dass so etwas noch am Ende der 7 Tage passieren muss … was soll man dazu sagen. Es war einfach nur sehr, sehr traurig.
So spendet der größte Fluss der Erde viel Leben. Aber manchmal nimmt er es auch.
Die Fahrt auf der Monteiro – auf jeden Fall ein unvergessliches Erlebnis!
Und nach 2 Tagen in Leticia (Kolumbien), die aber wenig spektakulär oder dokumentationswürdig waren, bin ich mittlerweile aus dem tiefen Dschungel ausgeflogen und an der Bahía angekommen, an der Ostküste Brasiliens. In einem sehr schönen Städtchen namens Salvador. Von hier aus geht es morgen (Mi., 24.8.) auf die Insel ‚Morro de Sao Paulo‘, einst eine Aussteigerinsel, auf die ich mich nun sehr freue.
„Ich fahr jetzt nicht ernsthaft mit den Amish People hier in den Amazonas, oder?“, frage ich mich, als die amerikanische Familie zu mir in den Pick-up steigt. Die 6-jährige Audrey trägt ein biederes langes Kleidchen und eine Kopfbedeckung, wie sie oft die Amish People tragen. Eine streng religiöse Gruppe. Na das kann ja lustig werden. Immerhin ist der Rest der Familie halbwegs normal gekleidet.
Wir steigen am Südufer des Rio Negro in ein „motorisiertes Kanu“, das uns zum Anaconda Resort bringen soll, welches sich wiederum auf einer Flussinsel befindet.
Mit Amish People im Amazonas?30 min Bootsfahrt zum Anaconda „Resort“
„Resort“ ist natürlich eine sehr beschönigende Bezeichnung, das war mir schon klar. Für 100 Euro pro Nacht bekommt man im Amazonas eher einfache Unterkünfte… Die richtig geilen Lodges mit dunklem Holz und Atmosphäre gehen dann bei knapp 200 Euro pro Nacht los, Preise nach oben offen (und vieles war auch schon ausgebucht, weil ich mich nicht gekümmert hab).
Meine „Superior Suite“Anaconda ResortHier lag ich oft.Hier gab’s Essen.
Es sind schon um die 10 Leute da, als wir dazukommen. Zwei weitere amerikanische Familien. Eine Harley-Davidson-Rocker-Familie mit ihrer erwachsenen Tochter, alle drei ketterauchend und tätowiert. Die Tochter dürfte mein Alter sein. Ich nenne sie Hunchback Peggy, weil sie eine noch schlechtere Haltung hat, als ich, und so buckelig wie Quasimodo daherkommt. Ich ziehe bei ihrem Anblick meine Schultern gleich mal 5 cm zurück. Und dann ist da noch ein alleinerziehender American Dad mit drei Teenagern, ebenfalls ein Raucher. Und den Rest bilden ein Vater-Sohn-Gespann aus Berlin sowie ein alleinreisender italienischer Steuerberater.
Wow. Ok. Dass das hier so family-lastig wird, hätte ich nicht gedacht.
8 Amerikaner, 2 Deutsche, 1 Italiener
Nach einem sehr guten und ausgewogenen Essen (Bohnen, Reis, Hühnchen, Fisch, Rote Beete, Wurzelgemüse, Salat, Melone, … ) startet dann das Programm, um das man hier leider nicht drumherum kommt. Wenn ich schon das Wort „Tour Package“ höre, krieg ich’n Schreikrampf. Es war aber, egal was ich gegoogelt habe, offensichtlich „the thing to do“.
Todesmutig arbeite ich den Programmpunkt ab, vor dem ich mich am meisten fürchte: Swimming with pink dolphins. Diese Kreaturen sind die hässlichsten Delfine, die ich je gesehen habe, wirklich. Hautfarbene bis gräuliche Tiere mit einer sehr langen Schnauze, in der sich eine Reihe schwarzer Stummelzähnchen verbergen. Absolut widerlich. Und in Wirklichkeit heißen sie, glaube ich, auch Schweinswale und nicht Pink Dolphins. Das trifft’s schon deutlich eher. Aber dann könnte man es den Touristen ja nicht so gut verkaufen.
Meine Körperhaltung sagt alles.Geh mir bloß weg mit den Schweinswalen!
Ein weiterer Programmpunkt war zwar nicht eklig, dafür aber enttäuschend: Visiting a native family. Hoho, ‚a native family‘, das klingt erstmal spannend. Nur leider waren damit nicht die indigenen Stämme gemeint, sondern einfache Flussdorfbewohner. Normale Brasilianer. Der Besuch ist dermaßen langweilig, das ich kein einziges Foto mache und wirklich ziemlich enttäuscht bin.
Nächster Programmpunkt: Piranha fishing. Da muss ich sagen, das war besser als erwartet. Das lag aber auch daran, dass mittlerweile eine nette Gruppe Italiener angekommen war, und mit denen war es ganz lustig auf dem Boot.
Mit der Italo-Combo beim Piranhafischen, irgendwie niedlichToter Piranha (kommt bald auf den Grill)
Ok. Nun zu mehr schönen Erlebnissen. Bezaubernd fand ich dann die Mangrovenwälder und die unendliche Sanftheit des Rio Negro. Mir war gar nicht klar, was es mit diesem Fluss auf sich hat. Also er ist schwarz wie ideal lang gezogener Tee. Klar. Keine Matschbrühe wie der Rio Amazonas oder der Rio Solimoes, auf den wir uns morgen begeben. Er hat einen sauren ph-Wert, weswegen er angeblich die Moskitos vertreibt (tatsächlich gab es kaum welche!) und das Baden im Fluss sei sehr gesund. Daher sind wir auch an einer Stelle ohne Piranhas mehrmals baden gewesen. Weil das Wasser an sich sehr klar ist, gab es wunderschöne Spiegelungen.
Doppelter Regenbogen am Rio NegroDämmerung am Rio Negro
Ja … schon schön. Und ganz besonders die Morgenstunden im Resort, wenn der Generator endlich um 6.00 Uhr morgens aufhörte, zu rattern, waren ein Traum an Friedlichkeit und Naturschönheit. Ich saß dann einfach da, die Dschungelgeräusche im Rücken, den Sonnenaufgang vor mir.
Sonnenaufgang
Kommen wir langsam zum Ende. Sorry, dass das hier so lang wurde. Man kommt dann halt doch ins Labern…
Wir wollten dann doch noch eine indigene Familie sehen, wohlwissend, dass auch das nicht so 100%ig authentisch ist, aber gut. Und es war zumindest mal sehenswert und auch hörenswert. Denn die hatten doch mindestens 4 verschiedene Waldinstrumente drauf, die sie dann während einer „Zeremonie“ gespielt haben.
Noch mehr Touri-Quatsch: Ich tanze notgedrungen mit dem Schamanen.Ein so halbwegs „indigener Stamm“
Videos hab ich auch gemacht, aber nicht zusammengeschnitten. Vielleicht reich ich das noch nach.
Und einer der letzten Programmpunkte war eine Dschungelwanderung. Sie war exakt 2 km lang. Also … unter ner Wanderung verstehe ich etwas anderes, aber gut. Mit den Italienern im Bunde lass ich mich dann auch zum Tarzanspielen hinreißen und finde es – wie man sieht – auch ganz lustig 🙂
An der Liane …… und durch den Regenwald. Ich, Guide Maxi und der nette Alessandro
Vor allem die Bootsfahrten durch den Regenwald und die Geräusche im Dschungel haben es mir sehr angetan. Das ist schon cool. Ich werd auch ganz sicher nochmal auf Dschungeltour gehen, aber anders. Und vor allem da, wo mehr Tiere sind. Denn außer zwei Taranteln, einer mini Schlange und Monstermaden gab es wenig wirklich Sehenswertes.
Zurück in Manaus treffe ich dann nach vier Tagen im Dschungel endlich Ronny und Christina, zwei gute alte Freunde. Sie sind noch viele Monate unterwegs, und ich freue mich, sie auf einem kleinen Abschnitt begleiten zu können.
Wir erkunden die Stadt, gehen sogar ins Stadtmuseum, in die berühmte Oper (allerdings nur auf ein Konzert) und … wir gehen zweimal Pizza essen!
Denn ab Samstag werden wir gemeinsam eine 7-tägige Amazonas-Flussfahrt machen. Bohnen und Reis dürften täglich im Programm sein, da darf man vorher auch nochmal Pizza reinstopfen.
Wir fahren mit einem ganz normalen Passagier- und Frachtschiff, das immer mal wieder hält, sodass man die Gegend erkunden kann.
Die Reise geht nach Westen. Ziel: das 3-Länder-Eck Brasilien, Peru und Kolumbien.
Jetzt geht’s vom Rio Negro „runter“ auf den Rio Amazonas und dann stromaufwärts Richtung Westen. Blauer Punkt = Anaconda Resort
Vielen lieben Dank, wenn du bis hierher gelesen hast – ich weiß das sehr zu schätzen. Es ist noch viel mehr passiert, aber ich denke, im Großen Ganzen hab ich die letzte Woche ordentlich zusammengefasst.
Ich melde mich frühestens in einer Woche wieder, denn bis dahin werde ich wiedermal kein Internet haben und angenehm offline über den Amazonas schippern… Hast also bissle Ruhe vom Blog-Gedöns 🙂
Beste Grüße aus der Lunge der Erde!
Eure Claudi
P.S.: Es gab technische Probleme, deswegen sind die Bildgrößen und -unterschriften leider nicht einheitlich. Sorry 😉
Noch heute Nacht geht’s weiter in den Amazonas, fernab von Internet und Zivilisation. Hoffentlich. Daher nur ganz kurz: Ich hatte an Tag 1 und 2 in Rio offensichtlich riesen Glück mit dem Wetter – denn Tag 3 kam ziemlich stürmisch und regnerisch daher!
Tag 2 also noch bei Sonnenschein: der Zuckerhut. Mit der Seilbahn ging es auf knapp 400 m, nur dieses Mal auf der anderen Seite der Stadt. Brilliante Aussicht, das muss man schon sagen!
Hoch auf den Zuckerhut (Sugarloaf Mountain)Links oben im Bild die Stelle, an der ich gestern stand (zusammen mit Jesus)
Es kam aber schon früh am Morgen ein ziemlicher Wind auf, und der zog sich auch unten am Meer bis in den Abend hinein.
Vom Winde verweht auf dem ZuckerhutRios Kitesurfer am Ipanema Beach
Unten am Meer wieder angekommen, merke ich recht schnell, dass mein Plan für den Nachmittag nicht aufgehen würde, der da hieß „in der Sonne liegen“.
Man sieht es dem Foto mit den Kitesurfern nicht an, aber sonnenbaden am Strand war definitiv nicht mehr möglich, so hat’s gepfiffen!!!
Sandgestrahlt – mit jeder Menge Sand in den Ohren und Haaren – spaziere ich also früher als gedacht heim ins Hostel und nehme beim Nach-unten-Schauen zum ersten Mal so richtig das berühmte Muster der hießigen Strandpromenade wahr.
Das berühmte Muster der Strandpromenade von Ipanema und Copacabana…es zieht sich über mehrere Kilometer!
Abends dann: Regen! Auch das noch. Vielleicht doch ein Zeichen des Winters? Und als ich heute Morgen aufwache regnet es tatsächlich immer noch … ok. Ich akzeptiere. Dann ist das wohl die Einstimmung auf den Regenwald, der mich morgen erwartet…
Vor mir liegt der Flug nach Manaus, quasi die Dschungelhauptstadt des Amazonasgebiets. Abflug 23.30 Uhr, Ankunft 3.00 Uhr. Leider holt man mich erst um 8.15 Uhr am Flughafen Manaus ab, von daher richte ich mich mal auf eine eher ungemütliche Nacht irgendwo in einer Ecke des Flughafens ein, in der ich die 5 Stunden Wartezeit auf den Dschungel-Transfer überbrücke.
Merke: Reisen ist nicht immer eitel Sonnenschein. Es gibt eben solche Tage und solche Tage.
PS. Kleiner Nachtrag noch zu Tag 1, den ich euch nicht vorenthalten möchte:
Brazilian Beauties beim Fotoshooting
… bewundernswert, so locker und frei zu sein, oder? Ich fand es ein sehr schönes Motiv.
„Winter“ in Rio? Davon merk ich aber nix, als ich morgens um 6:00 Uhr bei angenehmen 20 Grad ne Runde am Strand von Ipanema joggen gehe. Hatte ja bisschen Sorge, dass ich hier frieren werde im August. Die halbe Stadt scheint schon unterwegs, offensichtlich joggt und radelt man hier gerne in den Sonnenaufgang hinein. Es sind Hunderte, wirklich! Um diese Zeit! Horden von Rennradfahrern. Isch Tour de France oder was.
Und warum bin ich schon wach? Tja, für mich ist es eigentlich schon 11:00 Uhr, die innere Uhr hat sich an Tag 1 der Reise natürlich noch nicht umgestellt, und ich bin ziemlich ausgeschlafen 😉 Ich würde sonst im Leben nie auf die Idee kommen, um diese Zeit joggen zu gehen, das dürft ihr mir glauben. Muss aber gestehen, dass es schon was hatte, vor dieser Kulisse da entlang zu trotteln.
6:00 Uhr morgens am Ipanema Beach
Von Ipanema jogge ich zur Copacabana – auch hier schon ziemlich viel los, irgendwie erstaunlich. Halb Rio macht Sport, sympathisch. Die Copacabana find ich vom Strand her nicht so schön, wie Ipanema, aber die Skyline ist ganz cool.
Eigentlich wollte ich an Tag 1 bisschen tranquilo machen, aber irgendwie lockt mich nach dem Frühstück dann doch die Christus-Statue und ich fahr mit der Metro Richtung Innenstadt, wo angeblich Vans von der Nationalparkverwaltung stehen, die ständig den Corcovado rauf und runter fahren. Und mein Reiseführer schreibt, es sei ‚landschaftlich reizvoller‘, als mit der Zahnradbahn hochzufahren, also test ich das mal. Und ja, es geht wenig später durch sehr viel grüne Vegetation, recht dschungelig, mag ich fast sagen. Gefällt mir.
Oben angekommen (so nach gut 20 Minuten) muss man dann nochmal umsteigen für die letzte Etappe und „einchecken“. Und dann, knapp 800 Meter über dem Meer, steht der da, der Jesus. Und ich auch. Und meine neuen Freunde auch.
Meine neuen Freunde und ich auf dem Corcovado
Lustig is es hier und trubelig. 5000 Besucher jeden Tag, Selfiemania at its best. Das Portrait Richtung Zuckerhut darf auch nicht fehlen, auch von mir nicht, wo ich schon mal hier bin.
Der Zuckerhut in der Ferne (zieh ich mir dann morgen rein)Links die Crowd, rechts im Bild die Copacabana von hinten, und fast mittig der Promi-Friedhof von RioBlick über Rio nach Westen
Ja, auf jeden Fall cool, mal hier oben zu stehen und das Panorama zu genießen. Ich trink noch nen café com leite und dann geht’s wieder in die Stadt. Kurz überleg ich, ob ich direkt zum Zuckerhut fahre, aber dann ess ich doch lieber ne Kleinigkeit an der Copacabana und mach mich dann auf den Weg zurück nach Ipanema. Weil ich bin bisschen müde vom langen Flug (12 Stunden), und die Distanzen sind groß, es ist halt ne 7-Millionen-Stadt. Und Getingel durch eine Großstadt strengt auch immer an.
Spektakulär fand ich noch die Metro Station. Wie ne Höhle, irgendwie spooky. Die Decken sehr hoch und dunkel.
Die Metro Station Cardeal Arcoverde tief unter Rio
Yo, und das war’s dann auch schon an Tag 1 in Rio. Bin noch kurz an den Strand von Ipanema, da gab es heute aber leider keinen schönen Sonnenuntergang. Vielleicht ja morgen?
Kurz vor der Dämmerung am Strand von Ipanema
Danke fürs Lesen. Und vielleicht bis bald. 34 Tage hab ich noch. Es hat Spaß gemacht, den Blog nach vier Jahren ohne wirkliche Fernreise wieder aufleben zu lassen 🙂
≈ Kommentare deaktiviert für Heimreise – Letzte Etappe: Ukraine – Polen – Deutschland
Es ist so weit. Unsere kleine Weltreise neigt sich dem Ende zu – und damit auch dieser Reiseblog. Bevor ich es vergesse, möchte ich mich daher zum Schluss für die 9879 Aufrufe von Lesern aus 28 Ländern bedanken. Das hätte ich nie gedacht.
Ich bin schon seit einigen Wochen reisemüde. Ich merke es daran, dass ich die Kamera kaum mehr benutze oder auch daran, dass mir vertraute Menschen fehlen. Ich mag nicht mehr die Fremde in der Fremde sein. 11 Monate sind genug.
Daher haben wir auch die Route geändert und sind auf dem kürzesten Weg von Kiew nach L’viv (Ukraine), dann weiter über Krakau (Polen) nach Berlin zu einem Festival gedüst, auf das auch einige unserer Freunde gegangen sind.
Heute mach ich’s kurz – denn den Rest kann ich den meisten von euch bald persönlich erzählen. Also … was haben wir noch so erlebt, das erwähnenswert ist?
– Eine Tagestour von Kiew nach Tschernobly (Ukraine)
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Ich bin sicher, ein Großteil unserer Freunde, die alle in den 70ern und 80ern geboren sind, erinnern sich an das tragische Kernreaktor-Unglück im April 1986. Auf einmal war das Spielen im Sandkasten verboten! Von irgendeiner unsichtbaren „Strahlung“ war die Rede, was natürlich kein Kind kapiert hat.
Seit einigen Jahren gibt es nun geführte Touren in die Gegend. Die Strahlung ist noch in geringen Mengen vorhanden, aber generell nicht mehr gefährlich. Hochinteressant zu sehen, wie sich die Natur eine Stadt zurückerobert.
Der nächste Halt war L’viv, auch Lemberg genannt. Sie gilt als europäischste aller ukrainischen Städte und ist wirklich superschön. Ich hatte nur, wie gesagt, keine Lust mehr, mit der Kamera herumzulaufen. Also gibt es keine Bilder. Fahrt einfach selber mal her, es lohnt sich!!!
Von L’viv ging es zügig nach Krakau in Polen. Und Krakau … mein lieber Scholli … hat mich echt vom Hocker gerissen. MEGAGEIL. Ein Traum an Kultur und Architektur! Ganz zu schweigen von der Musik, von der man fast permanent umgeben ist.
Tja … und dann sind wir fast in einem Rutsch nach Berlin/Brandenburg gefahren, haben Freunde umarmt, gelacht, gefeiert und zum ersten Mal seit langem deutsche Luft geschnuppert. Unfassbar auch, dass der Netto in Brandenburg die Maultaschen von Bürger führt. Uns war’s recht.
So langsam entspannt sich unsere Lage wieder etwas, aber was in den letzten Wochen passiert ist, war so spannend, dass uns gelegentlich fast die Sicherungen durchgebrannt sind. Gefühlt haben wir die Hälfte der Zeit bei unfähigen Mechanikern verbracht, die zwar ganz tolle „Schrauber“ sind, aber auch genauso große Schlamper. Werkstatt 1 sollte nur einen Service (Filter, Öle, blablabla …) machen. Stattdessen geht eine Pumpe während der Reparatur kaputt, und das können sie scheinbar nicht selbst reparieren, also werden wir in Werkstatt 2 geschleppt. Hier bleibt er 5 Tage. In dieser Zeit schauen wir uns die wundersam europäisch anmutende Stadt Almaty an und genießen gutes internationales Essen, aufgeschlossene Kasachen und hippe Cafés. Kaum zu glauben, dass man fast nach China rüberspucken kann! Eine Oase!
Mit einer Seilbahn fährt man in Almaty hoch auf den Hügel Kok Töbe. Schöne Aussicht über die Stadt und schneebedeckte Berge im Hintergrund.
Green Market Almaty
Safran für wenig Geld
Dann geht es endlich los. 2800km bis zur russischen Grenze … das Land ist irre groß. Die Stadt Almaty auch. Steffen steuert uns über eine Stunde durch den dichten Verkehr. Hochkonzentriert auf den selbstmörderischen Fahrstil der Kasachen bemerken wir erst weit außerhalb der Stadt, dass unser Tacho gar nicht mehr geht! Weder die Geschwindigkeitsanzeige noch der Kilometerzähler. Es fängt an zu regnen. Der Scheibenwischer tut aber auch nicht mehr. Dafür tropft es durch unser Dachfenster, das wir immer noch nicht abgedichtet haben. Na prima.
Wir ärgern uns über die Schlamperei von Werkstatt 2, haben aber keine Lust und auch keine Zeit, zurückzufahren und nochmal 2 Tage in Almaty zu verweilen. Das russische Visum ist ein mit Datum festgelegtes Transitvisum. Und mit den Russen spaßt man nicht.
Also weiter.
Warum nicht mal mit dem Pferd auf die Autobahn …
Das ewig gleich Bild, sobald man mal Richtung Westen fährt. Steppe. Sonst nix.
Nächster Stopp ist das Städtchen Turkistan, in dem sich ein letztes großes Überbleibsel aus den Zeiten der historischen Seidenstraße befindet. Ein Mausoleum. Das lenkt uns ein bisschen ab.
Mausoleum Turkistan – das letzte sehenswerte Relikt aus den Zeiten der historischen Seidenstraße.
Kamel
Kamel vor Moschee
Kamele im Sonnenuntergang
Als wir am nächsten Morgen den Motor starten, hören wir ein Rasseln vorne am Auto. Hm. Komisch. Es legt sich während der Fahrt. Wir haben auch das Gefühl, dass das Auto eine leichte Unwucht hat und düsen daher langsamer als sonst einige hundert Kilometer durch die kasachische Steppe. Plötzlich knackende und malmende Geräusche. Steffen kann das Auto auf einmal kaum mehr lenken. Panisch steuern wir den nächsten Parkplatz an und tun das, was jeder macht. Mal unters Auto schauen. Mal die Kühlerklappe auf. Mal langsam fahren, während der andere von außen beobachtet.
Dumm wie die Schildbürger stehen wir da und haben keine Ahnung, was los ist. Steffen verdächtigt grundsätzlich pauschal immer die Kardanwelle, von der ich mittlerweile sicher weiß, dass man sie nicht surfen kann. Er schlägt vor, sie auszubauen. WAS? Ich frage, wie lang er dafür braucht. 3-4 Stunden, sagt er. Oh mein Gott, alles, nur nicht das. Es ist heiß. Wir sind mitten in der Steppe. Aber: Die Straße ist stark befahren, daher erwäge ich Plan B, der da heißt, mich in einem hübschen Kleidchen an die Straße zu stellen, um einen Trucker zum Stoppen zu bringen, der uns abschleppen kann.
Bevor es so weit kommt, probieren wir es aber noch mit der allseits bewährten 8er-Methode. Wir fahren so lange 8er auf dem Parkplatz, bis das Malmen schließlich aufhört. Aha. Cool. Vielleicht nur ein Steinchen gewesen, das jetzt rausgefallen ist. Whatever. Wir können nur raten.
Weiter geht’s. Wir wollen nämlich den Raketenstart im Kosmodrom Baikonur nicht verpassen. Das ist ein Weltraumbahnhof. Klingt mega, oder? Weltraumbahnhof … wann kommt man da schon mal vorbei?
Leider dürfen wir nicht bis ins Innere des Kosmodroms hinein, dafür hätte es eine Vorlaufzeit von 1-2 Monaten gebraucht, um den Papierkram zu erledigen. Egal, aus 18km Entfernung beobachten wir zusammen mit einigen anderen Reisenden aus Deutschland das 2-minütige Spektakel und schlagen anschließend zusammen unser Nachtlager in der Steppe auf. Das hat auch den Vorteil, dass wir uns über unsere Kfz-Probleme austauschen können – und feststellen, dass alle mal Probleme haben. Etwas beruhigter fahren wir weiter.
Raketenstart zur ISS vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan
Die Deutschen reisen einfach gerne. Obwohl wir Fremde sind, genießen wir den gemeinsamen Abend in der Steppe alle sehr.
Nächster Stopp ist der nicht vorhandene Aralsee. Es ist so ein trauriges Bild, dass wir hier nicht lange bleiben. Die Russen haben hier vor langer Zeit Wasser abgeführt und damit so stark in die Natur eingegriffen, dass ein ganzer See verschwunden ist.
Der einstige Aralsee in Kasachstan
Gemächlich fahren wir mit unserem unwuchtigen Auto weiter und steuern in der nächsten großen Stadt (Aktöbe) Werkstatt 3 an, um mal nach dem Rechten sehen zu lassen, weil wir ja diese Unwucht spüren. Es werden beide Hinterreifen abmontiert. Und beide weisen einen ellenlangen Riss auf, so dass man sogar den Draht im Reifeninneren sieht. Upps. Die wechseln wir mal besser. Vermutlich ein Ergebnis der teuflisch schlechten Straßen von Tadschikistan damals.
Da hier nur Reifen montiert werden, müssen wir wegen des anderen Problems (dem Malmen) in Werkstatt 4. Die Jungs erinnern mich mehr an grobe Schlächter, als an Mechaniker. Die hauen auf unser Fahrgestänge ein, dass uns echt anders wird. Immerhin stellen sie fest, das unser rechtes Antriebswellengelenk 3 Risse hat. Gar nicht gut. Es wir ein Ersatzteil Marke „Opel“ beschafft, weil von Fiat nichts da ist. Man garantiert uns, dass wir damit heim kommen. Wir hoffen. Aber wir glauben nicht.
…
Wir kommen gut über die russische Grenze und nisten uns im hübschen Samara ein.
Hipster-Café in Samara
Erstaunlich hübscher Stadtstrand an der Wolga in Samara
Die erste Fußgängerzone seit langer Zeit
Hier erleben wir das WM Eröffnungsspiel und sind erstaunt, wie zurückhaltend die Russen feiern. Keine Schlachtrufe, keine Gesänge. Dann grölen wir halt ein bisschen.
Maxim Gorky Theater
Eine Sache steht immer noch aus: die Beschaffung des originalen Ersatzteils (Antriebswellengelenk), und siehe da, hier hilft man uns in Rekordzeit weiter. Der Chef persönlich telefoniert, googelt, kümmert sich. Nach 12 Stunden ist das Teil da. Werkstatt 5 ist die mit Abstand sauberste, organisierteste und professionellste, die wir auf der Reise gesehen haben.
Der zweite längere Stopp innerhalb Russlands findet in Woronesch statt. Hier gibt es Public Viewing und wir können das Deutschlandspiel sehen. Was es allerdings nicht gibt, ist Bier! Verboten! In Deutschland undenkbar unter Fußballfans.
Und dann heißt es, zügig zur Grenze, bevor das Visum abläuft.
Es wird nochmal eine richtig ätzende Grenzkontrolle. 3 Stunden hält man uns fest, röntgt die Karre, befragt uns. Kein Wunder bei den vielen Stempeln im Pass und diesem Gefährt.
Aber schließlich sind wir durch. Wir sind in der Ukraine angekommen und damit nur noch 2 Länder von Deutschland entfernt.
Unsere letzten Tage auf Bali in Indonesien hatten wir uns eigentlich anders vorgestellt. Bis dahin hatten wir wirklich eine tadellose Gesundheitsbilanz, aber dann kam diese Erkältung … und blieb. Nicht ein Ausflug. Nicht eine Welle gesurft. Nicht ein Foto gemacht. 10 Tage ans Bett gefesselt und Ingwertee getrunken.
Dann stand der Flug nach Bangkok an. Theoretisch hätten wir auch gleich bis Kirgisistan fliegen können, aber irgendwie schien uns dieser Tapetenwechsel etwas zu krass. Und da Steffen noch nie in Thailand war, war der 3-tägige Zwischenstop in Bangkok eigentlich ganz nett. Kaum zu glauben, wie schnell er hier wieder aufgeblüht ist. Vor einigen Tagen noch der sterbende Sinusitis-Schwan und nun … voller Energie! Eigentlich ein überzeugter Anti-Kapitalist, bricht hier die innere Shopping Queen in ihm durch. Willenlos stromert er über die Khao San Road. Hier eine Hippie-Hose, da ein cooles T-Shirt, dort ein Armbändchen, vielleicht noch eine Ledertasche, oder doch lieber eine Lichterkette? Schlaraffenland der schönen und außergewöhnlichen Dinge (die liebt er nunmal). Ihm gefällt’s und mich freut’s, dass es ihm gefällt. Auch einen Tempel schauen wir uns an. Habe den 46m langen Buddha im Jahr 2001 zuletzt gesehen und weiß nun, dass er immer noch daliegt.
Liegender Buddha im Wat Pho
Die Perlmuttfüße vom Buddha
Flug von Bangkok über das Tian Shan Gebirge nach Kirgisistan
Jaaa … und dann ist es so weit. Wir verlassen Südostasien und landen in Zentralasien. Hier haben wir – wie der treue Blogleser weiß – im Herbst 2017 unser Wohnmobil abgestellt, nachdem wir von Deutschland aus bis nach Kirgisistan gefahren sind. Der Grund dafür war, dass sowohl China, als auch Myanmar und Thailand verlangen, dass man sich einen (sehr teuren) Guide für die Durchfahrt dieser Länder nehmen muss. Da hatten wir schlichtweg keinen Bock drauf und haben das Fahrzeug einfach in Bischkek geparkt.
Abgesehen von einer dicken Staubschicht finden wir unseren Fiat Ducato in tadellosem Zustand, d.h. ohne Wasserschäden innen oder Rostflecken außen vor.
ERLEICHTERUNG.
Er springt auch gleich an, spitze, weiter geht’s.
Wir haben genug vom Rucksack-Reisen und freuen uns über die eigenen 4 Wände.
Nach einem kurzen Besuch in der Waschanlage stehen wir noch einige Tage im Friends Guesthouse bei Nurik, um die Karre auch innen klarzumachen. Ich bin 2 Tage lang mit Putzen beschäftigt, krieche auf allen Vieren in jede Ecke und jedes Schränkchen. Da ich weiß, wie sehr Steffen das Putzen liebt, bitte ich ihn „einfach nur auszuharren“. Ein folgenschwerer Fehler.
In seiner Ausharr-Phase knüpft er heimlich Kontakte zu anderen Reisenden im Guesthouse und die sind leider, leider Bergleute, Wanderer und sonstige Outdoor-Fuzzies. Er bringt in Erfahrung, dass der Schnee schon so weit abgetaut ist, dass man in die Berge kann. OH NEIN. Wollten wir nicht eigentlich zügig die Heimfahrt antreten? Bergfex Reloaded. Was vor einigen Wochen noch die Wellen waren, sind nun (wieder) die Wanderwege. Sie ziehen ihn magisch an. Die Sonne scheint. Es gibt kein Halten mehr. Wir fahren in das Wandergebiet am Issyk Köl (dem zweitgrößten Gebirgssee der Erde).
Nurik, der nette Besitzer vom Friends Guesthouse (Bischkek, Moskovskya Street 250)
Durch meine Putzaktion habe ich meine Bandscheiben so überlastet, dass ich von Steffen aber netterweise noch 2 Tage Schonfrist bekomme. Der Rücken tut weh (wirklich). Um ein Haar hätte sich meine Schonfrist sogar noch verlängert, denn – JUHU!!! – es fängt plötzlich an zu schneien. Der Schnee ist mein Freund. Ich sehe mich schon mit einem guten Buch und einer heißen Tasse Tee auf dem Sofa chillen. Aber der Schneefall hält nur 2 Stunden an, dann bricht die Sonne wieder durch. Typisch für hier. Scheiße.
Widerwillig krame ich die Funktionsklamotten hervor und füge mich meinem Schicksal.
Wenn es Pferde zu sehen gibt, wandert Frau G. gerne.
Tja … und so wandern wir am ersten Tag von 1800m auf 3000m hoch. 15km geht es stetig bergauf in das Altyn Arashan Tal im Osten des großen Sees Issyk Köl. Schon beim ersten Pferd mit seinem kleinen Fohlen ist meine schlechte Laune verflogen. So eine liebliche Landschaft. So viele Tiere. Die Sonne strahlt, der Himmel ist blau. Die Schafe blöken lustig.
Das „V.I.P. Yurt Camp“ in Altyn Arashan bei Karakol (Ostkirgisistan)
Oben angekommen – und beide gleichermaßen erschöpft – beziehen wir unsere Jurte. Ein Isreali liegt schon drin. Wir teilen uns die Hütte, denn Feuerholz ist rar und es wird nur eine Jurte beheizt. Alles klar. Emre heißt er und spricht perfekt Englisch, weil er in Amerika studiert hat. Wir verstehen uns blendend. Es sind noch ein kasachisches und ein chinesisches Pärchen zu Gast. Die Kasachen schlafen im eigenen Zelt, die Chinesen haben sich ein „richtiges“ Zimmer im Haupthaus gemietet.
Traditionelle Jurte nach oben fotographiert. Das Muster ist in der kirgisischen Flagge enthalten.
Am zweiten Tag kann ich trotz anhaltender Rückenschmerzen einem kleinen Ausritt nicht widerstehen. Zu schön ist es, auf einem Pferd zu reiten (auch, wenn ich es nie gelernt habe). Mein Pferd gähnt nur auffallend häufig und stolpert so vor sich hin, so dass ich es nach zwei Stunden zurückbringe, während Steffen mit seinem Gaul noch ein bisschen weiter ins Tal reitet. „Strecke machen“, wie er das nennt. Das ist ganz wichtig, dass man „Strecke macht“.
Ausritt ins Altyn Arashan Tal
Abends gehen wir noch in die heißen Quellen, genaugenommen in die sauheißen Quellen. Sie sind alle in kleinen Holzhütten. Man bekommt einen Schlüssel dafür und ist für sich. Eine sehr, sehr wohltuende Aktion (auch für den Rücken).
In der zweiten Nacht wollte Steffen eigentlich alleine in seinem Zelt (das er eigens hierfür mithochgeschleppt hat) auf einem Gipfel schlafen. Der hat Ideen!?! Ich hab gleich gesagt, dass ich da nicht mitmache. Mir freiwillig den Arsch abfrieren, wo ich doch unten in der gemütlichen Jurte am Öfelchen schlafen kann? Auf gar keinen Fall. Er argumentiert damit, dass es gut sei, aus der Komfortzone zu kommen. Aha. Ich sage, dass ich bereits außerhalb meiner Komfortzone bin, wenn das Thermometer unter 20° C fällt. So sieht’s aus.
Jedenfalls war sein Schlafsack nicht mal in der ersten Nacht in der beheizten Jurte ausreichend, und so ließ er die Aktion in der zweiten Nacht dann bleiben, zumal er auch wirklich keine Lust auf eine erneute Erkältung hatte.
Am dritten Tag steigen wir wieder ab. Es ist doch ziemlich kühl noch da oben, vor allem, wenn die Sonne untergegangen ist. Und dann hockt man in der dunklen Jurte und kann nicht viel tun … und wir haben ja noch was vor.
Letzter Schlafplatz auf kirgisischer Seite, bevor wir am nächsten Tag die Grenze nach Kasachstan überqueren.
Vom Issyk Köl geht es also dann Richtung Kasachstan. Wir nehmen die östlichste Grenze, im Dreiländereck „China-Kirgisistan-Kasachstan“. Es ist unglaublich schön hier. Der Grenzübergang läuft geschmeidig, die Landschaft ist sehr abwechslungsreich.
Letzten Sonntag erreichen wir Almaty, die größte Stadt Kasachstans. Hier wollten wir das Auto noch einmal gründlich durchchecken lassen und sind direkt in eine Werkstatt gefahren.
Nach dem Wechseln des Kraftstofffilters ist auf einmal wie wild Diesel irgendwo rausgesprudelt. Dieselpumpe defekt! Da die Werkstatt nur für niedrige Fahrzeuge Platz hatte, wurde ein Abschleppwagen organisiert, der uns in eine große Halle gebracht hat.
Und da wird er nun repariert. Er hat bisher so tapfer durchgehalten, dass uns das gar nichts ausmacht. Er kriegt jetzt nochmal ne Generalüberholung und dann hoffen wir, dass er uns bis nach Hause bringt.
Zeitgleich warten wir auf das russische Visum, das wir morgen im Idealfall bekommen. Und ich muss wirklich sagen, dass es Schlimmeres gibt, als sich in Almaty die Zeit vertreiben zu müssen.
Es ist mit weitem Abstand die schönste und angenehmste Stadt Zentralasiens … aber davon mehr an einem anderen Tag zu einer anderen Zeit.
Point of return – nach 250 Tagen fernab der Heimat machen wir am südlichsten Punkt unserer Reise die endgültige Kehrtwende. Wir fliegen von Perth (Westaustralien) nach Papua (Indonesien), womit auch der östlichste Punkt erreicht wäre. Von nun an geht es langsam aber sicher nach Hause.
Nach Papua zu reisen, war ein sehr lang gehegter Wunsch von mir. Das, was ich über die Ureinwohner in Dokus gesehen und in Büchern gelesen habe, wollte ich nun einfach mit eigenen Augen sehen.
Ausgangsort ist Wamena, die „Stadt der Schweine“, die sich im Hochland des Baliem Valleys befindet und bis heute nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist. Rings um das Tal sind die Stämme der Dani angesiedelt, einige der letzten Urvölker dieser Erde. Sie wurden erst vor 80 Jahren „entdeckt“ und leben seitdem zwischen Tradition und dem „zivilisierten Leben“, das ihnen christliche Missionare nähergebracht haben. Nächstenliebe statt Konfliktlösung mit Speeren oder Pfeil und Bogen, eine positive Entwicklung (wenn ich auch sonst nichts davon halte, jemandem einen Glauben aufzuzwingen).
Schweine haben einen sehr hohen Stellenwert für die Dani, daher schätzen wir uns glücklich, dass wir an einem Tag an einer traditionellen Schweineschlachtungszeremonie teilnehmen können. Anlässe sind normalerweise Hochzeiten, Initiationsriten (z.B. wenn ein Junge in den Kreis der Männer aufgenommen wird) oder eine Versöhnung nach Streitereien. Da Touristen wie wir aber nicht immer darauf warten können, dass so ein Anlass eintritt, feiern die Dani ihr Schweinefest auch mal außerplanmäßig – gegen eine kleine Spende versteht sich. Denn merke: Schweine sind sauteuer.
In Sachen Nasenpiercing sind uns die Dani definitiv voraus.
Die Nackedeis heißen uns willkommen. Man beachte auch die Penisköcher an den Männern im Hintergrund.
Zur Begrüßung gehören Gesänge und Tanz. Mir schien das Ganze zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt – im Gegenteil!
Nachdem das Schwein durch Pfeil und Bogen getötet und zum Braten im Erdofen verschwunden ist, genehmigt sich der Dorfchef eine Zigarette …
… und die Frauen auch.
Wir haben natürlich auch Fotos vom lebendigen und später dann toten Schwein, aber mich haben die Menschen viel mehr interessiert! Diese Dame hat bspw. nicht mehr alle Fingerglieder, weil sie sie sich hat abhacken lassen – aus Trauer über verstorbene Familienmitglieder! Eine Praxis, die bis heute üblich ist.
Kleiner Dani im dunkeln Inneren einer Hütte. Strom gibt es nicht, und das Feuerholz ist rar und kommt erst abends zum Einsatz.
Schon das kleine Mädchen trägt ein Netz aus Maschengewebe am Kopf. Bei den Dani tragen die Frauen traditionell Lasten die Berge hoch und runter. Es ist aber auch ein ganz schöner Kopfschmuck.
Mädchen und Frauen haben relativ androgyne Gesichtszüge, manchmal ist es schwer zu sagen, wer ein Mädchen oder ein Junge ist.
Im Erdofen, in dem das Schwein gebraten wurde, wurden auch Süßkartoffeln mitgegart und später gegessen.
Abschied nach der Schweinezeremonie
Die darauffolgenden Tage haben wir einen Guide und 3 Porter angeheuert, was lange Verhandlungen mit sich brachte. Astronomische Preise. Zuerst wollte er für 3 Tage/2 Nächte 10 Millionen Rupiah, was etwa 600 Euro entspricht. Geht’s noch? Und auch, obwohl wir gesagt haben, dass wir keine Porter brauchen, hat der Guide darauf bestanden. In Nepal sind wir damals ganze 138km alleine und mit jeweils 10kg Gepäck gewandert, und jetzt das? Naja. Am Ende bezahlen wir um die 350 Euro und müssen lachen, als der „so unverzichtbare“ 3. Porter schon am zweiten Morgen wieder absteigt, weil wir nun angeblich durch ein Gebiet wandern, mit dem sein Stamm verfeindet ist. Aha. Ich vermute, eines dieser fantasiereichen Märchen, für die die Indonesier bekannt sind. Money rules the world … denn bezahlen mussten wir den Porter natürlich trotzdem für 3 Tage.
Wie auch immer, wir sind dann also zu Bergdörfern gewandert, was sehr schön und sehr authentisch war. Die Franzosen Laure und Adrien waren perfekte Wegbegleiter.
Das Baliem-Tal
Happy to have Laure with me, my female companion. Merci beaucoup!
Zubereitung des Abendessens in der Holzhütte auf offenem Feuer. Ringsherum Stroh. So manch ein Westler würde hier einen Schreikrampf kriegen – aber es ist wirklich nichts abgebrannt.
A perfect match!
Papua war ganz schön viel neuer Input, vor allem, da wir kurz zuvor noch in Australien waren, einem westlichen Land, in dem vieles war, wie daheim. Allerdings muss ich gestehen, dass Westaustralien in einigen Gegenden deutlich abenteuerlicher war, als ich erwartet hätte! Steffen hat großes Interesse daran, die abgelegensten Orte dieser Welt aufzusuchen, und so kamen wir nach Gnaraloo – einem Top-Surfspot für Windsurfer, die in die Wellen wollen.
Die Waschbrettpisten dorthin haben mich schwer an die grausamen Straßen von Tadschikistan erinnert, bei denen man innen im Auto das Gefühl hat, man erlebt ein Erdbeben der Stärke 10. Wenigstens handelte es sich hier aber nur um Stunden (nicht um Tage), in denen man durchgeschüttelt wurde. Und wie so oft … lohnten sich die Strapazen. Gnaraloo ist ein magischer Ort!
Gnaraloo, Westaustralien
Die beste Hütte auf dem Gelände des „3-Mile-Camp“ bei Gnaraloo
Spaziergang mit Nana und Chris (alte Freunde, die schon vor 10 Jahren so schlau waren, den Bodensee gegen den Indischen Ozean einzutauschen) auf die Riesendüne zum Sonnenuntergang
Wusste nicht, dass es Kängurus auch am Meer gibt!
Ich wusste so vieles nicht, bevor ich hierher kam, so auch nicht, dass es neben dem allseits bekannten Great Barrier Reef an der Ostküste auch das Ningaloo Reef an der Westküste gibt – und wie schön, dass ich hier mit Nicht-Taucher Steffen mit Walhaien und Mantas schnorcheln gehen konnte!
Pinnacle Desert
Auf dem Rückweg vom Ningaloo Reef nach Perth sind wir noch durch diese Wüste gekommen, um wenigstens noch etwas Sightseeing zu betreiben. Und wir haben natürlich auch noch ein paar andere Sachen gesehen, aber vielleicht sprengt das den Rahmen hier so langsam.
Sonnenuntergang am Uluwatu in Bali – hier machen wir einen kurzen, erholsamen Zwischenstopp, sowohl vor als auch nach Papua.
Ja, so sieht’s aus. Viel erlebt. Nicht nur unsere digitalen Speicherkarten sind voll, auch unsere mentalen. Ursprünglich wollten wir von Papua noch nach Papua-Neuguinea … aber es fehlt die Kraft, diese schwierige Gegend jetzt noch zu bereisen, und abgesehen davon ist dort auch noch Regenzeit. Insofern … sei’s drum.
Wir haben uns auf der Trekkingtour eine Erkältung eingefangen, teils durch das kühle Wetter, teils durch das viele Händeschütteln mit den Einheimischen oder das Spielen mit den Kindern, die eigentlich alle eine Rotznase haben. So verweilen wir nun noch ein paar Tage auf Bali, um gesund zu werden.
Nächste Woche geht dann der Flug nach Bischkek in Kirgisistan, wo wir hoffentlich unser Wohnmobil in gutem Zustand antreffen und die 2. Etappe der Heimreise beginnt …
Heute kommt, wie in „Die wundervolle Inselwelt von Raja Ampat“ angekündigt, noch ein kleiner Nachtrag zur dortigen Unterwasserwelt. Quietschbunt und quicklebendig geht’s im Reich der vier Rajas zu, absolut sehenswert!
Die Manta Cleaning Station „Manta Sandy“, die ziemlich nah bei der Insel Arborek liegt, wurde zwar nicht von einer riesigen Schule von Mantas heimgesucht, so wie das in Mikronesien der Fall war, aber dafür habe ich zum ersten Mal schwarze Exemplare und auch ‚ozeanische‘ gesehen – sie können eine Spannweite von 7m erreichen.
Das zweite Video entstand am „Cape Kri“, nahe Kri Island. Das liegt etwa eine Bootsstunde entfernt von Arborek Island. Hier schwamm so allerlei durchs Wasser. Das reinste Wimmelbild! Die Sicht war leider mäßig gut an jenem Tag. Oder vielleicht bin ich mittlerweile auch nur etwas verwöhnt 🙂
Sorry auch für das Lied, das ich schon in einem anderen Video verwendet habe. Alles etwas schwierig mit nem kleinen Tablet, minimalistischen technischen Bedingungen und einer frauenfreundlichen ergo sehr einfachen Videobearbeitungs-App.
Das dritte Video darf man mit ein bisschen Humor nehmen.
Alles in allem zeige ich euch hier wirklich nur einen winzigen Teil dessen, was Raja Ampat zu bieten hat. Es gab noch viele andere schöne Szenen unter Wasser und echt abgefahrenes Viehzeug. Teppichhaie hab ich, zum Beispiel, auch zum ersten Mal hier gesehen. Aber das Durchschauen aller Clips hat meinen Arbeitsspeicher zum Erliegen gebracht.
11 Tauchgänge waren nicht genug, um diesem Gebiet gerecht zu werden. Ich werde definitiv wieder hierher zurückkommen. Es ist nur eine Frage der Zeit … und dann nehm ich statt ner GoPro 4 eine gescheite Kamera, einen großen Laptop samt Videobearbeitungssoftware und einen Stromgenerator mit. Ich schwör.
Und dann? Nun … dann gibt’s NOCH MEHR unnütze Fischvideos. Freut ihr euch schon?
😉
Take care, folks. And take life easy. And now watch the videos again, it’s funnier than going back to work.
Und herzlichen Dank an Petra B., die mir dieses Pygmäenseepferdchenfoto zukommen ließ.