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Nach 111 Tagen haben wir es über den Landweg von Taschkent in Usbekistan bis ans Taj Mahal in Indien geschafft. Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Hinter uns liegen 5 Länder, die wir zusammen von Grenze zu Grenze durchquert haben: Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan (mit dem eigenen Auto), China und Pakistan (mit öffentlichen Verkehrsmitteln).

Steffen hat noch ein paar Tage und Länder mehr auf dem Buckel, weil er ja vorausgefahren ist: Deutschland, Österreich, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro, Albanien, Mazedonien, Griechenland, Türkei, Georgien, Aserbaidschan und Kasachstan. Eine einzigartige Landkarte der ROUTE findest du UNTEN in diesem Eintrag.

Und nun sind wir seit 2-3 Wochen da, im Chaos. In Indien. Im Wahnsinn. Im größten Irrenhaus der Welt, wahlweise auch im größten Kindergarten der Welt. India, oh India … you’re driving me nuts! Und deswegen werden wir dich dieses Mal auch nicht durchqueren, sondern es bei deinen Highlights im Norden belassen.

Der Goldene Tempel in Amritsar bei Nacht, der von Sonnenaufgang bis -untergang täglich 80.000 Pilger empfängt.

Der Goldene Tempel der Sikh in Amritsar empfängt uns mit wohltuender Stille und beruhigenden Gesängen, denen wir – Schulter an Schulter mit den gläubigen Sikh – mit geschlossenen Augen lauschen. Mehrere Stunden!

Selfie-Maniac

Im Inneren des Tempels entkommen wir außerdem den lästigen Selfie-süchtigen Indern, die sowohl von sich, aber noch viel lieber mit uns non-stop Selfies machen. Und sagt man erst zu einem Ja, dann steht blitzschnell ein ganzes Bataillon von Indern mit Handys da und will auch eines haben. Was mir recht sinnfrei erscheint.

Sikh-Pilger beim Sonnenuntergang am Goldenen Tempel

Wir sind viele Tage am Tempel, zu unterschiedlichen Tageszeiten, und schauen uns das Treiben der 80.000 Pilger pro Tag an. Steffen nimmt an der Massenspeisung teil, während ich eher auf der Jagd nach schönen Fotomotiven bin.

Es geht dann irgendwann aber doch weiter, und zwar in die „neue“ Hauptstadt des Punjab in Nord-Indien. Die alte Hauptstadt – vor der Teilung Indiens – war Lahore und es musste eine neue her: Chandigarh.

Für euch ist das ein langweiliges Bild – für uns eine sehr besondere Oase der Ruhe im lautesten Land dieser Erde!!!

Der schweizer Star-Architekt Le Corbusier wurde beauftragt, diese gesamte Stadt zu planen und siehe da: kein Chaos, fließender Verkehr, grüne Parks und gute Luft. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hätte das kein indischer Architekt so hinbekommen. Eine Wohltat an Stadt.

Außerdem gibt es hier in Chandigarh die nach dem Taj Mahal zweitbeliebteste Attraktion Indiens zu sehen: den ‚Fantasie-Steingarten‘, der über Jahrzehnte hin aus Bauschutt und Abfallmaterial entstanden ist.

Sämtliche Architektur im ‚Fantasie-Steingarten‘ besteht aus altem und kaputtem Material (hier: zerbrochene Fließen)

Was auf den ersten Blick ausieht, wie Muscheln, sind alte Steckdosen!

Da hatte endlich mal einer die gute Idee, das Land ein wenig aufzuräumen und gleichzeitig Kunst entstehen zu lassen.

Am Abend fahren wir noch ein bisschen Tretboot über den See, den der Architekt – also der der gesamten Stadt – glücklicherweise miteingeplant hat, und schauen ein letztes Mal den netten Sikh in ihrer Freizeit zu.

Die Religion der Sikh ist als Gegenbewegung zum hinduistischen Kastensystem enstanden. Hier sind alle Menschen gleich – auch Frau und Mann sind gleichgestellt. Sehr sympathisch!

Und von Chandigarh fahren wir dann endlich mit dem Zug weiter zu unserer letzten „Über-Land-Station“: dem Taj Mahal. Mission ‚overland‘ complete!

Einen Vorgeschmack von dieser Pracht bekommen wir am Vorabend des eigentlichen Besuches ganz umsonst zu sehen, von einem Aussichtspunkt.

Taj Mahal

Um 5.50 Uhr am nächsten Morgen quälen wir uns aus dem Bett, weil wir zum Sonnenaufgang drinnen sein wollen. Zügig laufen wir zum Ticketschalter … aber … schon zu spät! Die Schlange ist jetzt schon endlos lang und wir verbringen den eigentlichen Sonnenaufgang in der Warteschlange!!! 1h45min dürfen wir anstehen. Tja, es ist wohl DAS Highlight Indiens, vielleicht auch eines der Welt, und es ist Wochenende… Nichtsdestotrotz ist es verdammt cool, mal hier zu stehen. Wow, was für ein Gebäude! Was für ein Park! Was für ein Grabstein!

An dieser Stelle Dank an Martin, den Südafrikaner, der dieses Bild gemacht hat und alsbald von Indien nach Afrika heimlaufen wird. Ja, zu Fuß! Ihr braucht nicht glauben, dass unser Trip in irgendeiner Weise „verrückt“ wäre. Es gibt noch ganz andere Spinner.

Und damit verabschieden wir uns in den wohlverdienten Urlaub auf Sri Lanka. Unser Hinflug geht am 5. Dezember. Wann und wohin der Weiterflug geht, das wissen wir – wie immer – noch nicht genau.

Wir brauchen jetzt wirklich ein wenig Idylle, Strand, Meer und Ruhe. Die letzten Stationen, hatten sie auch noch so schöne Sehenswürdigkeiten zu bestaunen, waren allesamt asiatische Großstädte, und die sind wirklich kaum auszuhalten. Das Gehupe von 100.000 Mopeds, Autorickschas und anderen Fahrzeugen täglich hat uns fast in den Wahnsinn getrieben.

Aber, wie sagt man so schön: „Wo kein Schlamm, da kein Lotus.“

Und wer glaubt, dass sich auch nur ein einziger Inder an das Hup-Verbot gehalten hätte, der irrt …