Warum reisen wir, wie wir reisen? Warum haben wir nicht den Direktflug von Frankfurt nach Colombo genommen, sondern den Umweg über 19 Länder, die zwischen Deutschland und Sri Lanka liegen, gemacht und uns einige Monate für dieses Projekt Zeit gelassen? Nun … vor allem wohl deshalb, weil man etwas mehr durchschaut, wie die einzelnen Kulturen zusammenhängen. Wie sich manche Sitten und Bräuche von West nach Ost verbreitet haben und umgekehrt. Und auch, weil man mitbekommt, wie sich Klima und Landschaft allmählich verändern.
Das war zumindest der Fall, bevor wir dann in Neu Delhi beschlossen haben, Südindien zu überfliegen (haben wir 2011 schon 3 Monate bereist). Hier haben wir mal kurz den Großteil des Subkontinents „ausgelassen“ und das auch deutlichst gespürt: Als wir am 5. Dezember den schön klimatisierten Flughafen von Sri Lanka verlassen, trifft uns die Wucht der tropischen Hitze volle Breitseite. Ufff … von angenehmen 20°C in Delhi, nun ein Anstieg auf 30°C!
AB INS WASSER!
In Colombo besorgen wir uns im Spielzeugwarenladen für große Kinder ein Bodyboard, ein Surfbrett, Flossen, Taucherbrille und Schnorchel und machen uns tags darauf auf den Weg an die Südwestküste an einen feinen, kleinen Strand namens Delawella Beach. Und sieh mal an … direkt in der Lagune vor dem Haus schwimmen täglich eine Handvoll Riesenschildkröten! Und sieh mal an … direkt hier gibt es auch passable Wellen zum Surfen! Wir nisten uns 14 Tage bei Amal und seiner Familie ein, die ein kleines Guesthouse betreiben.

Habe mir eingestanden, dass ich beim Wellenreiten keine Wurst mehr vom Brot ziehe und bin auf Bodyboarden umgestiegen.
Irgendwann habe ich Geburtstag und bekomme eine sich drehende Lotusblüte aus Plastik, die „Happy Birthday“ dudelt und auf einem Schokokuchen steckt. Dazu einen Liebesbrief, ein handgezeichnetes Bild und eine Fußmassage. Tiptop!
Am Nachbarstrand werden Tauchgänge angeboten. Ich bin dabei. Kostet hier fast nix, also melde ich mich an. Der erste führt mich in 30m Tiefe zu einem Wrack, das seit 1874 da unten liegt. Die Sicht ist furchtbar schlecht, aber das Wrack an sich ganz cool und ein bisschen gruselig.
Der zweite Tauchgang ist ebenso von sehr schlechter Sicht geprägt, aber schlechte Sicht bedeutet Plankton und Plankton bedeutet Manta. So sei es!
Etwa 6km vom Delawella Beach entfernt liegt das Städtchen Galle, dessen große Festung zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Wir schlendern hier auf den Mauerruinen herum und auch in der kleinen Altstadt. Das eigentliche Highlight aber war für uns der „Crazy Jumper“ – dieser Typ springt von der Festungsmauer ca. 10m in das flache, nur 1m tiefe Wasser runter. Gegen Bezahlung durch sensationslustige Touristen. Selbstverständlich haben wir nicht dafür bezahlt, dass der arme Kerl sich eventuell ’ne Querschnittslähmung holt. Wir fanden einfach seine Haare schön.
Nachdem die ersten 14 Tage am Delawella Beach vorbei sind, können wir uns so langsam auch mal wieder einen Ortswechsel vorstellen und halten auf einer kleinen Rollertour Ausschau nach Surfspots bzw. Surfspots, die an Stellen liegen, an denen auch eine eisgekühlte Latte Macchiato oder ein Banana Pancake für mich zu haben sind, während mein Ehemann exzessive Surfsessions auf dem Wasser durchlebt. Und vor allem einer, der NICHT an der Hauptstraße liegt (das ist für meinen Geschmack zu oft der Fall hier).
Am Ende einigen wir uns auf Mirissa und fahren satte 30 Minuten weiter nach Süden. Hier dasselbe Spiel wie am vorigen Strand. Planschen, schnorcheln, bodyboarden, surfen. Wir finden einen superschnuckeligen Bungalow am Rande des Dschungels, aus dem wir eigentlich gar nicht mehr ausziehen wollen.
Ich gehe hier auch einen Tag auf Whale Watching Tour und sehe tatsächlich 4 Mal den Blauwal auftauchen und nebenbei noch einen Schwarm von locker 30 Delfinen, einem 8 Meter langen Bryde Wal sowie zwei korpulierende Riesenschildkröten!!! Nur stelle ich auf dem Boot fest, dass ich meine Speicherkarte nicht in der Kamera (sondern daheim im Tablet) habe … arrrrrgh … wie dumm! Was für ein riesen Pech. Naja. Ganz ehrlich – man sieht vom Blauwal sowieso nur den Rücken.
Mirissa ist auch bekannt als Party-Ort. JEDE Nacht bumm, bumm, bumm aus 5 verschiedenen Strandbars gleichzeitig. Wir lieben ja elektronische Musik, aber nicht so! Schade um den Bungalow und die Latte Macchiato, aber wir halten es nicht aus und fahren wir weiter nach Madhiya.
Hier und in der Umgebung kommt dann auch endlich wieder ein recht netter Swell rein, der Steffen aufmuntert. Zwischendurch musste er eine mittelgradige depressive Episode durchleben, weil es für 2 Tage kaum Wellen hatte. Oh je, oh je, oh je … 48 Stunden kein Swell, das ist natürlich fürchterlich, geradezu lebensbedrohlich!!! Aber er hat es überlebt und wurde anderntags mit ganz netten Wellen beschenkt.
Jaaaa … so ungefähr haben wir den Dezember bisher auf Sri Lanka verbracht … und so arg viel mehr gibt es auch nicht zu berichten. Wir haben uns der gepflegten Lethargie hingegeben, mit kleinen Ausflügen ins kühle Nass. Uns war so gar nicht nach Sightseeing oder größeren Ortswechseln. Irgendwann braucht das Gehirn auch mal Ruhe und nicht allzu viele neue Impulse. Und ich reise ja grundsätzlich nie mit der Angst, irgendetwas zu verpassen. Man kann ja wieder kommen. Nur beim nächsten Mal dann vielleicht doch mit dem Direktflug aus Frankfurt 😉
Wir machen uns morgen noch auf nach Nordwesten, nach Kalpitiya, für die Silvesterparty. Dort soll es auch Horden von Delfinen geben. Dieses Mal werde ich an die Speicherkarte denken und diesen Eintrag vielleicht nachträglich ergänzen. Guten Rutsch euch allen.