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Baliem Valley, Dani tribe, Indonesien, Papua, Pig Cooking Festival, Trekking Southern Baliem Valley, Wamena
Point of return – nach 250 Tagen fernab der Heimat machen wir am südlichsten Punkt unserer Reise die endgültige Kehrtwende. Wir fliegen von Perth (Westaustralien) nach Papua (Indonesien), womit auch der östlichste Punkt erreicht wäre. Von nun an geht es langsam aber sicher nach Hause.
Nach Papua zu reisen, war ein sehr lang gehegter Wunsch von mir. Das, was ich über die Ureinwohner in Dokus gesehen und in Büchern gelesen habe, wollte ich nun einfach mit eigenen Augen sehen.
Ausgangsort ist Wamena, die „Stadt der Schweine“, die sich im Hochland des Baliem Valleys befindet und bis heute nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist. Rings um das Tal sind die Stämme der Dani angesiedelt, einige der letzten Urvölker dieser Erde. Sie wurden erst vor 80 Jahren „entdeckt“ und leben seitdem zwischen Tradition und dem „zivilisierten Leben“, das ihnen christliche Missionare nähergebracht haben. Nächstenliebe statt Konfliktlösung mit Speeren oder Pfeil und Bogen, eine positive Entwicklung (wenn ich auch sonst nichts davon halte, jemandem einen Glauben aufzuzwingen).
Schweine haben einen sehr hohen Stellenwert für die Dani, daher schätzen wir uns glücklich, dass wir an einem Tag an einer traditionellen Schweineschlachtungszeremonie teilnehmen können. Anlässe sind normalerweise Hochzeiten, Initiationsriten (z.B. wenn ein Junge in den Kreis der Männer aufgenommen wird) oder eine Versöhnung nach Streitereien. Da Touristen wie wir aber nicht immer darauf warten können, dass so ein Anlass eintritt, feiern die Dani ihr Schweinefest auch mal außerplanmäßig – gegen eine kleine Spende versteht sich. Denn merke: Schweine sind sauteuer.
In Sachen Nasenpiercing sind uns die Dani definitiv voraus.

Die Nackedeis heißen uns willkommen. Man beachte auch die Penisköcher an den Männern im Hintergrund.

Zur Begrüßung gehören Gesänge und Tanz. Mir schien das Ganze zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt – im Gegenteil!

Nachdem das Schwein durch Pfeil und Bogen getötet und zum Braten im Erdofen verschwunden ist, genehmigt sich der Dorfchef eine Zigarette …

… und die Frauen auch.
Wir haben natürlich auch Fotos vom lebendigen und später dann toten Schwein, aber mich haben die Menschen viel mehr interessiert! Diese Dame hat bspw. nicht mehr alle Fingerglieder, weil sie sie sich hat abhacken lassen – aus Trauer über verstorbene Familienmitglieder! Eine Praxis, die bis heute üblich ist.

Kleiner Dani im dunkeln Inneren einer Hütte. Strom gibt es nicht, und das Feuerholz ist rar und kommt erst abends zum Einsatz.

Schon das kleine Mädchen trägt ein Netz aus Maschengewebe am Kopf. Bei den Dani tragen die Frauen traditionell Lasten die Berge hoch und runter. Es ist aber auch ein ganz schöner Kopfschmuck.

Mädchen und Frauen haben relativ androgyne Gesichtszüge, manchmal ist es schwer zu sagen, wer ein Mädchen oder ein Junge ist.

Im Erdofen, in dem das Schwein gebraten wurde, wurden auch Süßkartoffeln mitgegart und später gegessen.

Abschied nach der Schweinezeremonie
Die darauffolgenden Tage haben wir einen Guide und 3 Porter angeheuert, was lange Verhandlungen mit sich brachte. Astronomische Preise. Zuerst wollte er für 3 Tage/2 Nächte 10 Millionen Rupiah, was etwa 600 Euro entspricht. Geht’s noch? Und auch, obwohl wir gesagt haben, dass wir keine Porter brauchen, hat der Guide darauf bestanden. In Nepal sind wir damals ganze 138km alleine und mit jeweils 10kg Gepäck gewandert, und jetzt das? Naja. Am Ende bezahlen wir um die 350 Euro und müssen lachen, als der „so unverzichtbare“ 3. Porter schon am zweiten Morgen wieder absteigt, weil wir nun angeblich durch ein Gebiet wandern, mit dem sein Stamm verfeindet ist. Aha. Ich vermute, eines dieser fantasiereichen Märchen, für die die Indonesier bekannt sind. Money rules the world … denn bezahlen mussten wir den Porter natürlich trotzdem für 3 Tage.
Wie auch immer, wir sind dann also zu Bergdörfern gewandert, was sehr schön und sehr authentisch war. Die Franzosen Laure und Adrien waren perfekte Wegbegleiter.

Das Baliem-Tal

Happy to have Laure with me, my female companion. Merci beaucoup!

Zubereitung des Abendessens in der Holzhütte auf offenem Feuer. Ringsherum Stroh. So manch ein Westler würde hier einen Schreikrampf kriegen – aber es ist wirklich nichts abgebrannt.

A perfect match!
Papua war ganz schön viel neuer Input, vor allem, da wir kurz zuvor noch in Australien waren, einem westlichen Land, in dem vieles war, wie daheim. Allerdings muss ich gestehen, dass Westaustralien in einigen Gegenden deutlich abenteuerlicher war, als ich erwartet hätte! Steffen hat großes Interesse daran, die abgelegensten Orte dieser Welt aufzusuchen, und so kamen wir nach Gnaraloo – einem Top-Surfspot für Windsurfer, die in die Wellen wollen.
Die Waschbrettpisten dorthin haben mich schwer an die grausamen Straßen von Tadschikistan erinnert, bei denen man innen im Auto das Gefühl hat, man erlebt ein Erdbeben der Stärke 10. Wenigstens handelte es sich hier aber nur um Stunden (nicht um Tage), in denen man durchgeschüttelt wurde. Und wie so oft … lohnten sich die Strapazen. Gnaraloo ist ein magischer Ort!

Gnaraloo, Westaustralien

Die beste Hütte auf dem Gelände des „3-Mile-Camp“ bei Gnaraloo

Spaziergang mit Nana und Chris (alte Freunde, die schon vor 10 Jahren so schlau waren, den Bodensee gegen den Indischen Ozean einzutauschen) auf die Riesendüne zum Sonnenuntergang

Wusste nicht, dass es Kängurus auch am Meer gibt!
Ich wusste so vieles nicht, bevor ich hierher kam, so auch nicht, dass es neben dem allseits bekannten Great Barrier Reef an der Ostküste auch das Ningaloo Reef an der Westküste gibt – und wie schön, dass ich hier mit Nicht-Taucher Steffen mit Walhaien und Mantas schnorcheln gehen konnte!

Pinnacle Desert
Auf dem Rückweg vom Ningaloo Reef nach Perth sind wir noch durch diese Wüste gekommen, um wenigstens noch etwas Sightseeing zu betreiben. Und wir haben natürlich auch noch ein paar andere Sachen gesehen, aber vielleicht sprengt das den Rahmen hier so langsam.

Sonnenuntergang am Uluwatu in Bali – hier machen wir einen kurzen, erholsamen Zwischenstopp, sowohl vor als auch nach Papua.
Ja, so sieht’s aus. Viel erlebt. Nicht nur unsere digitalen Speicherkarten sind voll, auch unsere mentalen. Ursprünglich wollten wir von Papua noch nach Papua-Neuguinea … aber es fehlt die Kraft, diese schwierige Gegend jetzt noch zu bereisen, und abgesehen davon ist dort auch noch Regenzeit. Insofern … sei’s drum.
Wir haben uns auf der Trekkingtour eine Erkältung eingefangen, teils durch das kühle Wetter, teils durch das viele Händeschütteln mit den Einheimischen oder das Spielen mit den Kindern, die eigentlich alle eine Rotznase haben. So verweilen wir nun noch ein paar Tage auf Bali, um gesund zu werden.
Nächste Woche geht dann der Flug nach Bischkek in Kirgisistan, wo wir hoffentlich unser Wohnmobil in gutem Zustand antreffen und die 2. Etappe der Heimreise beginnt …